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Pfarrerin und Lesbisch?!

Priscilla Schwendimann

Ich zitiere aus einem Artikel von Rebekka Haefeli, der am 16.05.2021 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen ist.

Priscilla Schwendimann hat in der reformierten Landeskirche ihre religiöse Heimat gefunden, was für sie nicht selbstverständlich ist. Sie lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit einer Frau. Mit ihrer Persönlichkeit und ihrer besonderen Geschichte steht sie für eine neue Generation von Repräsentanten dieser Kirche. Sie nutzt Instagram und Youtube, sie kommuniziert mit Sprachnachrichten, und sie pflegt eine jugendliche Sprache: «Mega» und «super» sind Wörter, die sie ständig sagt, und immer wieder spricht sie von «Visionen», von «Mut» und von «Grenzen», die sich sprengen lassen.

Schwendimann ist als Kind eines binationalen Paares im Nahen Osten aufgewachsen. Die Familie bewegte sich in einer stark freikirchlich geprägten Gemeinschaft; die Eltern waren in der Entwicklungshilfe tätig. Als 18-Jährige kam sie zum ersten Mal in die Schweiz, die Heimat ihrer Mutter. Sie begann, in Basel Theologie zu studieren. «Mein Berufsziel war, Missionarin zu werden», erklärt sie, «ich wollte später einmal nach Südafrika auswandern.»

In Basel verliebte sie sich in eine ihrer Studienkolleginnen, mit der sie in einer Wohngemeinschaft lebte. «Mein eigenes Comingout war sehr schwierig», erinnert sie sich, «Homosexualität war bis dahin kein Thema gewesen in meinem Leben.» Sie erzählt, wie sie mit sich selber gekämpft habe, da sie überzeugt gewesen sei, ihr Glaube verbiete ihr diese angeblich sündhaften Gefühle.

Als sie sich schliesslich outete, wurde sie von ihrem freikirchlichen Umfeld fallengelassen. Sie fühlte sich verloren und stürzte in eine tiefe Krise. «Es war verrückt», erzählt sie. «Die einen wollten mich gesundbeten, während andere mir rieten, mich endgültig von meinem Glauben zu lösen.»